Verbotene Chemikalien in Matratzen: Was Sie wissen müssen
Das Wichtigste in Kürze:
- Viele Matratzen können gesundheitsschädliche Chemikalien wie Formaldehyd, Weichmacher und Flammschutzmittel enthalten
- Eine Matratze darf maximal 500 µg/m² organische, flüchtige Stoffe pro Woche ausgasen
- Öko-Tex-Zertifikate bieten eine gute Orientierung für schadstoffarme Matratzen
- Matratzen gasen auch nach dem Kauf noch jahrelang Schadstoffe aus
Unser Bett sollte eigentlich ein sicherer Rückzugsort sein, doch leider lauert im weichen Untergrund manchmal eine versteckte Gefahr: In vielen Matratzen finden sich gesundheitsschädliche Chemikalien, die teilweise sogar krebserregend sein können. Besonders bedenklich: Wir verbringen etwa ein Drittel unseres Lebens auf unserer Matratze – und atmen dabei kontinuierlich die ausgasenden Stoffe ein.
Inhaltsverzeichnis
🧪 Verbotene und bedenkliche Chemikalien in Matratzen
Die angenehme Weichheit und Elastizität vieler Matratzen hat ihren Preis: Chemische Zusätze sorgen für bestimmte Eigenschaften, können aber gesundheitliche Folgen haben. Besonders problematisch: Diese Stoffe werden über die Haut und Atemluft aufgenommen – und das jede Nacht aufs Neue.
Vorsicht bei starkem "Neuproduktsgeruch"
Riecht Ihre neue Matratze stark chemisch? Das ist ein Warnsignal! Dieser typische "Neugeruch" stammt von ausgasenden Chemikalien und sollte Sie aufhorchen lassen. Lüften Sie neue Matratzen vor der Verwendung mindestens eine Woche lang gut durch.
Die meisten gesundheitlich bedenklichen Stoffe in Matratzen lassen sich in diese Kategorien einteilen:
- Flammschutzmittel: Machen Matratzen schwerer entflammbar, können aber hormonell wirksam sein
- Weichmacher (Phthalate): Sorgen für angenehme Elastizität, stehen aber im Verdacht, das Hormonsystem zu stören
- Formaldehyd: Wird in Klebstoffen und Bindemitteln verwendet, kann Allergien auslösen und ist potenziell krebserregend
- Pestizide: Können besonders in Naturmaterialien vorkommen und das Nervensystem belasten
- Schwermetalle: Finden sich manchmal in Farbstoffen und können sich im Körper anreichern
Erschreckend ist, dass diese Stoffe nicht nur Geruchsbelästigungen verursachen können, sondern teilweise im Verdacht stehen, Allergien, Atemwegsprobleme oder sogar Krebs zu fördern. Da wir täglich stundenlang direkten Hautkontakt mit unserer Matratze haben, ist das Expositionsrisiko besonders hoch.
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🌱 Wie sicher sind Öko-Matratzen wirklich?
Wer auf der sicheren Seite sein möchte, greift oft zu sogenannten Öko-Matratzen. Aber halten diese, was sie versprechen? Die kurze Antwort: Es kommt auf die Zertifizierung an.
Matratzen mit dem Öko-Tex-Standard 100 Zertifikat bieten tatsächlich einen verlässlichen Schutz vor schädlichen Chemikalien. Dieses Siegel garantiert, dass die Matratze auf über 100 Schadstoffe getestet wurde und die strengen Grenzwerte einhält. Die Prüfung umfasst:
- Verbotene Azoverbindungen
- Krebserregende und allergieauslösende Farbstoffe
- Formaldehyd
- Phthalate (Weichmacher)
- Schwermetalle
- Pestizide
Gut zu wissen:
Ein Öko-Tex-Zertifikat ist immer nur 12 Monate gültig. Danach muss die Matratze erneut geprüft werden, um das Siegel behalten zu dürfen. Dies garantiert kontinuierliche Qualitätskontrolle.
Trotzdem gilt: "Öko" ist nicht gleich "Öko". Manche Hersteller werben mit selbst kreierten Öko-Siegeln, die keine unabhängige Prüfung dahinter haben. Achten Sie daher auf anerkannte Zertifikate wie:
- Öko-Tex Standard 100
- QUL (Qualitätsverband umweltverträgliche Latexmatratzen)
- ECO-Institut-Label
- Blauer Engel
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💭 Welche Schadstoffe lauern in Matratzen?
Bei Schadstoffprüfungen von Matratzen werden immer wieder problematische Substanzen gefunden. Hier eine Übersicht der häufigsten Problemstoffe:
Schadstoff | Verwendet für | Mögliche Gesundheitsrisiken |
---|---|---|
Formaldehyd | Klebstoffe, Bindemittel | Reizung der Schleimhäute, Allergien, potenziell krebserregend |
Phthalate (Weichmacher) | Erhöhung der Elastizität in Schaumstoffen | Hormonstörungen, Fruchtbarkeitsprobleme |
Flammschutzmittel (PBDE) | Brandschutz | Hormonstörungen, Nervenschäden, teils krebserregend |
Toluol | Lösungsmittel in Klebstoffen | Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schäden am Nervensystem |
Chlororganische Verbindungen | Kunstfasern, Farbstoffe | Allergien, Fruchtbarkeitsstörungen |
Diese Chemikalien können durch direkten Hautkontakt, Einatmen der ausgasenden Dämpfe oder durch Abrieb in Form von Mikropartikeln in den Körper gelangen. Besonders problematisch: Viele dieser Stoffe reichern sich im Körpergewebe an und können langfristig wirken.
Wussten Sie?
Neue Schaumstoffmatratzen können in den ersten Wochen bis zu 60 verschiedene chemische Verbindungen ausgasen. Dieser Prozess ist nachts besonders stark, da die Körperwärme das Ausgasen beschleunigt.
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📏 Grenzwerte für Schadstoffausgasung
Für die Schadstoffbelastung von Matratzen gibt es tatsächlich gesetzliche Grenzwerte. Eine wichtige Kennzahl dabei:
Eine Matratze darf innerhalb von einer Woche nicht mehr als 500 µg/m² organische, flüchtige Stoffe (VOCs) ausgasen.
Diese organischen Verbindungen umfassen Stoffe wie Formaldehyd, Toluol und andere flüchtige Chemikalien. Der angegebene Grenzwert mag auf den ersten Blick beruhigend wirken, allerdings gibt es einige Einschränkungen zu beachten:
- Die Prüfbedingungen im Labor entsprechen nicht immer realen Bedingungen im Schlafzimmer
- Additive Effekte mehrerer Schadstoffe werden kaum berücksichtigt
- Individuelle Empfindlichkeiten (z.B. bei Allergikern) bleiben unbeachtet
- Langzeitwirkungen selbst geringer Konzentrationen sind oft nicht ausreichend erforscht
Besonders bedenkenswert: Viele Matratzen gasen nicht nur in den ersten Tagen nach dem Kauf Schadstoffe aus, sondern über Jahre hinweg – wenn auch in abnehmender Intensität.
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🏆 Was bringen Zertifikate tatsächlich?
Zertifikate können eine wertvolle Orientierungshilfe beim Matratzenkauf sein – vorausgesetzt, es handelt sich um seriöse, unabhängige Prüfsiegel. Die bekanntesten Zertifikate im Vergleich:
Zertifikat | Prüft auf | Gültigkeitsdauer | Verlässlichkeit |
---|---|---|---|
Öko-Tex Standard 100 | Über 100 Schadstoffe, Hautfreundlichkeit, Emissionen | 12 Monate | Sehr hoch |
Blauer Engel | Umweltverträglichkeit, Schadstoffe, Emissionen | 3-4 Jahre | Hoch |
QUL | Schadstoffe speziell in Latexmatratzen | 12 Monate | Hoch (nur für Latex) |
ECO-Institut-Label | Emissionen, Schadstoffe, Geruch | 24 Monate | Hoch |
Hersteller-Eigensiegel | Variiert stark | Unbegrenzt | Gering |
Vorsicht bei "Pseudo-Ökosiegeln"
Einige Hersteller kreieren eigene "Ökosiegel", die wissenschaftlich nicht fundiert sind und keine unabhängige Prüfung durchlaufen haben. Achten Sie auf anerkannte, unabhängige Zertifikate mit regelmäßiger Erneuerungspflicht.
Der große Vorteil eines Öko-Tex-Zertifikats liegt in der kurzen Gültigkeitsdauer von nur 12 Monaten. Nach Ablauf dieser Zeit muss die Matratze erneut geprüft werden, was kontinuierliche Qualitätskontrolle garantiert und verhindert, dass Hersteller nach Erhalt des Siegels die Rezeptur ändern.
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❓ Häufig gestellte Fragen
Wie lange gasen neue Matratzen Schadstoffe aus?
Neue Matratzen können je nach Material und Chemikalieneinsatz zwischen einigen Wochen und mehreren Jahren Schadstoffe ausgasen. Die Intensität nimmt mit der Zeit ab. Besonders in den ersten 2-3 Monaten ist die Ausgasung am stärksten. Schaumstoffmatratzen gasen typischerweise länger aus als Naturmatratzen mit Öko-Zertifizierung.
Sind Naturmatratzen immer schadstofffreier als Synthetikmatratzen?
Nicht unbedingt. Naturmaterialien können mit Pestiziden belastet sein oder durch chemische Behandlungen (Bleichen, Färben) Schadstoffe enthalten. Außerdem werden auch in Naturmatratzen oft Kleber und andere Hilfsstoffe verwendet. Entscheidend ist nicht allein das Material, sondern die Schadstoffprüfung und Zertifizierung.
Können Matratzen-Schadstoffe Allergien auslösen?
Ja, bestimmte Chemikalien in Matratzen können allergische Reaktionen wie Hautausschlag, Juckreiz, Atemwegsprobleme oder Kopfschmerzen verursachen. Besonders häufige Allergieauslöser sind Formaldehyd, bestimmte Flammschutzmittel und Klebstoffe. Für Allergiker sind schadstoffgeprüfte Matratzen mit Öko-Tex oder vergleichbaren Zertifikaten besonders empfehlenswert.
Wie kann ich eine neue Matratze vor der Nutzung entgiften?
Eine neue Matratze sollte vor der ersten Nutzung gründlich auslüften:
- Alle Verpackungen entfernen und die Matratze vollständig ausrollen
- Die Matratze idealerweise 1-2 Wochen in einem gut belüfteten, warmen Raum stehen lassen
- Tägliches Wenden und Aufstellen der Matratze beschleunigt das Ausgasen
- Ein hochwertiger Matratzenschoner kann als zusätzliche Barriere dienen
Beachten Sie: Diese Methode reduziert, eliminiert aber nicht alle Schadstoffe. Bei gesundheitlichen Bedenken ist eine zertifizierte schadstoffarme Matratze die bessere Wahl.
Welche Matratzenart ist am schadstoffärmsten?
Grundsätzlich enthält jede Matratzenart potenziell Schadstoffe. Als tendenziell schadstoffärmer gelten jedoch:
- Naturlatexmatratzen mit hohem Naturlatexanteil und Öko-Zertifizierung
- Matratzen aus Naturmaterialien wie Kokos, Rosshaar oder Bio-Baumwolle (mit Zertifikat)
- Hochwertige Kaltschaummatratzen mit Öko-Tex Standard 100 Zertifikat
Entscheidender als der Matratzentyp ist jedoch immer die Schadstoffprüfung und Zertifizierung des konkreten Modells.